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Für den Krisenkoffer – aus der Schatzkiste der TCM und TEM

Krisenpower – zu diesem Thema schwirrt mir einiges im Kopf umher und ich bin auch schon drauf und dran, einen umfassenden Artikel für die Blogparade „Krisenpower – die besten Tipps und Tricks, in Krisen Power zu bewahren“ von Marion Abend zu schreiben. Zu erörtern, dass es verschiedene Arten von Power in uns gibt (Spoiler: mindestens zwei), die wie Yin und Yang sich gegenüberstehen und doch zusammengehören. Dass es gut ist zu wissen, wo die Energieräuber sind und welche Art von Power mir fehlt bzw. welche ich mir zur Hilfe holen kann. Darüber zu schreiben, wie vorteilhaft es sein kann, sich in guten Zeiten um seine Power zu kümmern, um in der Not darauf zugreifen zu können. Ja, über all das kann man schreiben. Ich beginne aber mit etwas anderem.

Die Sache mit der Prävention

„There is no glory in prevention” – mit Prävention erntet man keinen Ruhm. Dieser Ausspruch des britischen Epidemiologen Geoffrey Rose zeigt kurz und knapp, wie es um unsere Bereitschaft steht, in Gesundheitsfragen vorauszudenken, nämlich denkbar schlecht. Das gilt für jede Einzelperson genauso wie für Gesellschaft und Wissenschaft. Dabei wissen wir (eigentlich) genau, vor allem unser Verstand weiß es, dass es einfacher und günstiger ist, in guten Zeiten vorzusorgen. Also den Brunnen zu bauen, bevor man Durst hat, wie die alten Chinesen gesagt haben. Wenn der Akutfall eintritt, ist es schwierig und mühsam, andere und vielleicht neue Wege einzuschlagen.

Wie gesagt, unser Verstand weiß das. Aber wir tun uns oft schwer mit der Umsetzung.

Gehen Menschen zum Heilpraktiker, weil sie sich um ihre Gesundheit kümmern wollen? Weil sie lernen möchten, wie sie möglichst lange, gut und gesund leben können? Ganz ehrlich – die Antwort lautet in den allermeisten Fällen: Nein. Da geht es erstmal nicht um Vorbeugen, sondern um Therapieren. Und ja, das ist ein Teil meines Berufs, das gehört zu meinem Therapeutendasein.

Aber mein Verständnis von Krankheit und Gesundheit hört da nicht auf. Vielmehr bin ich überzeugt, dass es sich lohnt, die Pflege der eigenen Gesundheit, die Prävention an die erste Stelle zu setzen. Meine therapeutischen Quellen, die TCM (traditionelle chinesische Medizin) und die TEM (traditionelle europäische Medizin) sind da ganz auf meiner Linie – bzw. ich auf deren. Gesundheitspflege (in der TCM spricht man vom Yang Sheng), die Kunst ein gutes (und gesundes) Leben zu führen, das ist die Schatzkiste dieser Medizintraditionen.

Wie komme ich nun von Prävention und Gesundheitspflege hin zum Krisenkoffer? Gegenfragen: Ist es sinnvoll, sich in guten Zeiten um seine Power zu kümmern, damit in Krisenzeiten genügend vorhanden ist? Ist es von Vorteil, sich frühzeitig Tipps und Tricks anzueignen, um den Umgang mit dem „Werkzeug“ nicht erst unter dem Eindruck einer Krise erlernen zu müssen?

Die Antwort für beide Fragen: Ja.

Meine Tipps für den Krisenkoffer haben deshalb durchaus einen präventiven Anstrich. Aber ich weiß um die Sache mit der Prävention und deren Umsetzung. Alle meine Vorschläge eignen sich daher auch als Sofortmaßnahme in Krisenzeiten. Die Schatzkiste der TCM und TEM ist Pate und Ideengeber für meine Krisenkoffer-Tipps, auch wenn keine davon mit chinesischen oder lateinischen Etiketten versehen sind.

Übrigens: Die beste Zeit, sich um seine Power zu kümmern, ist jetzt. Also los geht’s: wir packen unseren Krisenkoffer.

POWER-Tipps

Power ist nicht gleich Power. TCM und TEM machen es ganz deutlich, dass es mindestens zwei Arten von Power gibt: eine mehr materielle und eine mehr energetische. Deshalb gibt es von mir auch zwei Power-Tipps. Zunächst für die Körper-Power. Danach folgt die Power für Geist und Seele.

Power durch essen

Eine der Hauptquellen von Power ist die Ernährung bzw. die Verdauung. Ich halte so gut wie nichts von pauschalen Empfehlungen zur Ernährungsweise, Nahrungsergänzungsmitteln oder ähnlichem. Es geht nur ganz individuell. Jede und jeder ist und isst anders. Und vor allem: verdaut anders! Das (und nur das) was ich verdauen kann, kann ein Teil von mir werden, meine körperliche und geistig-seelische Power.

Wie weiß ich, was mir gut tut und was ich brauche? Die einfachste Möglichkeit: Auf den eigenen Bauch hören, der weiß das in der Regel sehr gut. Oder bei mir oder meinen Kolleginnen/Kollegen vorbeischauen.

Selbst kochen wenn möglich. Mindestens 50% Gemüse (und Obst) pro Mahlzeit. Suppen und Brühen – regelmäßig. Kräuter und Gewürze nutzen. Mit Genuss essen. Abwechslungsreich ernähren, z.B. 25 verschiedene pflanzliche Lebensmittel pro Woche. Oder mal ein neues Rezept ausprobieren. Vorschläge gibt es jede Woche in meinem Newsletter „Rezeptepost“. Kostet nix, bringt viel!

Tipp

Power für Geist und Seele

Der Geist hält viel vom Lernen. Der Spruch, dass Hans nicht mehr lernen kann, was Hänschen versäumt hat, gilt nicht mehr. Wir lernen ein Leben lang. Unser Gehirn ist bis zuletzt aufnahme- und veränderungsfähig. Dabei darf Lernen durchaus Spaß machen und jeden nur denkbaren Bereich betreffen. Die Grenzen zum Körper sind dabei fließend oder gar nicht vorhanden. Künstlerische und sportliche Tätigkeiten sind ebenfalls grenzüberschreitend und nicht allein dem Geist oder der Seele vorbehalten.  Ach ja, Körper, Geist und Seele gehören zusammen (Stichwort „ganzheitlich“), auch wenn unser Denken jeden Teil gerne in eine separate Schublade packt. Übrigens, auch „Schubladen offen halten“ ist eine gute Übung für einen beweglichen Geist.

 

Von all diesen „Hobbies“ ist es nicht weit zu meditativen Zuständen. Alles, was zu einem „Flow“ führt, also einem Zustand, der uns Zeit und Raum vergessen lässt, kann schon als eine Art Meditation betrachtet werden. Meditation ist, in welcher Form auch immer, ob religiös motiviert oder nicht, ein nährendes Geschehen für die Seele (aber nicht nur), das nicht nur runter-, sondern auch weiterbringt. Wohin? Nun, das muss wohl jede und jeder selbst beantworten. Es gibt bekanntlich im Himmel und auf Erden immer mehr, als es die Schulweisheit sich erträumt (frei nach Shakespeare).

Sich ein Hobby zulegen, egal was. Etwas Neues ausprobieren, mal was anderes machen. Luftveränderung, aus den eigenen vier Wänden rausgehen (real und geistig). Regelmäßig ein Buch lesen und Musik hören. Meditation (in irgendeiner Form).

Tipp

"Werkzeug"-Tipps

Und nun zu den „Werkzeug“-Tipps. Eine gute Nachricht für alle, denen das grade etwas zuviel wird, weil der Artikel doch etwas länger ausfällt. Wenn ich mich um meine Power gut kümmere, dann habe ich in den meisten Fällen auch bereits das Werkzeug zur Hand, um die Energie anzuzapfen, wenn ich sie gerade nötig habe. Es geht nicht in erster Linie darum, etwas Neues lernen zu müssen. Also, mit Mut und Zuversicht zum (bekannten) Werkzeug.

Musikalische Notfallsammlung

Dieser Tipp ist für alle, die mit Musik etwas anfangen können. Legt Euch eine Sammlung von Musikstücken zu, die zu unterschiedlichen Lebenssituationen passen. Welche Art von Musik ist nicht entscheidend. Klassik, Jazz oder Heavy Metal, alles ist möglich. Nur eine Bedingung gibt es: die Musik muss zu mir passen – sie soll in Bewegung bringen (z.B. tanzen), wenn ich zu ruhig bin oder mich etwas erstarren lässt. Sie soll mich zur Ruhe bringen, wenn ich aufgewühlt bin und es in mir stürmt. Sie soll mich durch Liebe und Schmerz, Trauer und Freude tragen. „Alles das kann Musik“, singt die Acapella-Gruppe Maybebop, die daraus vor nicht allzu langer Zeit ein Lied dazu gemacht hat.

Ein ganz ruhiges und ein sehr bewegtes Musikstück hören. Welche Reaktionen lösen beide Stücke aus? Wo im Körper, wo im Geist, wo in der Seele ist die Resonanz zu spüren?

Übung

Power-Punkte

Auf die Frage, wie man seine Power erreichen kann, haben TCM und TEM ganz ähnliche Antworten. Eine davon lautet, dass es in/auf mir Punkte oder Regionen gibt, wo ich selbst den Kontakt zu meiner Power herstellen kann. In TCM-Sprache sind das Akupunkturpunkte, Energiezentren (z.B. die Dan Tian) oder ganz einfach die „da wo‘s“-Punkte (da wo es wehtut). Allen gemeinsam ist die Aufforderung: „Bitte anfassen! Drück‘ mich!“ Je nach dem, welche Art von Power ich ansteuern will, kann das Drücken beruhigen oder beleben.

Maennchen Freude

Zwei Punkte drücken: Einmal auf dem Brustbein, ungefähr auf der Mitte. Für Atem-Power, eine bessere Haltung und mehr Selbstbewusstsein. Der zweite Punkt ist eine ganze Region, nämlich die Fußsohle. Eine kleine Faszienrolle oder etwas ähnliches nehmen und die Fußsohle gemächlich ausrollen. Damit wird die Ruhe-Power aktiviert und Kraft gesammelt. Außerdem freuen sich die Füße.

Übung

In Bewegung kommen

Bewegung ist Leben und genauso vielfältig. Ich kann meinen Stress aus dem Körper laufen oder in den Boxsack schlagen. Gleichmäßige Qigong-Bewegungen lassen mich zur Ruhe kommen. Eine Klopfmassage oder ein paar Minuten Schütteln machen mich wach, holen mich aus der Starre. Welche Bewegung auch immer, kleine oder richtig sportliche, ruhige oder aktive, mit der passenden Bewegung unterstützen wir unseren Körper (und Geist und Seele!), der auf jeglicher Ebene und immer in Bewegung ist.

Die kleine Klopfmassage. Eine lockere Faust machen und los geht‘s. Am Brustbein anfangen, zur Schulter wandern, die Innenseite des Arms zu den Fingern, die Außenseite hinauf zur Schulter. Nicht zu fest, aber spürbar klopfen. Dann geht es zur Körperseite: außen von oben nach unten (Flanken, Becken, Beine) klopfen, an der inneren Hosennaht die Beine nach oben bis zu den Leisten (dort nur leicht klopfen). Danach die Körperrückseite nach unten (Rücken, Po, Beine) und auf der Vorderseite nach oben bis zu den Leisten.

Übung

„… und je freier man atmet, desto mehr lebt man“ (Theodor Fontane)

Es ist kein Geheimnis, dass eine gute Atmung eine Menge bewirken kann. Schon 2-3 tiefe Atemzüge verringern die Herzfrequenz und können den Blutdruck senken. Es lohnt sich, gut zu atmen und sich mit seiner Atem-Power zu beschäftigen. Ganz praktisch: wir haben dieses Werkzeug immer bei uns und können es jederzeit und überall einsetzen.

Lächeln

Eine kleine, feine Übung für gute Atem-Power:

Aufrechter Oberkörper, entspannte Schultern (inklusive Arme und Finger), Kopf sitzt locker auf der Wirbelsäule, Blick ist geradeaus gerichtet. In dieser Haltung 3-5 bewusste, tiefe Atemzüge nehmen (Bauchatmung) und dabei gerne lächeln.

Übung

Zum Schluss

Es gibt selbstverständlich noch viele andere Werkzeuge, um an seine Power zu kommen bzw. sie zu bewahren. Braucht man viele im Krisenkoffer? Ich glaube nicht. Vielmehr halte ich es für sinnvoll, den Krisenkoffer mit den Werkzeugen zu füllen, die auf unterschiedlichste Weise die eigenen, verschiedenen Energien anklingen lassen. Für Körper, Geist und Seele.

Ich bin sehr davon überzeugt, dass der Weg der Gesundheitspflege einer der wichtigsten und nachhaltigsten für ein gutes Leben ist. Weil die Menschen vorrangig aber nicht deswegen zu mir kommen, gehe ich zu den Menschen und erzähle Ihnen von meinen Erfahrungen mit Gesundheitspflege, mit Prävention und davon, wie man sie einfach und in kleinen Schritten in den Alltag einbauen kann. Dazu biete ich verschiedene Kursformate an wie Onlinevorträge oder Bildungsurlaub.

Oder ich schreibe einen Artikel wie diesen. Und vielleicht gibt es dann doch so etwas wie „glory in prevention“, zumindest für jede und jeden einzelnen von uns.

Bildquellen

Titelbild Krisenpower: Via Appia – Thomas Spies

alle Heilpflanzen und sonstigen Bilder: Thomas Spies