
Roter Fingerhut – Digitalis purpurea



Die Giftpflanze des Jahres 2007 ist eine zweijährige Pflanze aus der Familie der Wegerichgewächse. Sie ist zusammen mit dem gelben und dem großblütigen Fingerhut im westlichen Europa heimisch. Im zweiten Jahr zeigt sich der bis zu zwei Meter hohe Blütenstängel. Die Blüte, die einem Fingerhut ähnelt bzw. einem Finger (lat. digitus) ist verantwortlich für den Namen. So schön der Fingerhut auch aussieht, er ist bereits in kleinen Mengen sehr giftig und tödlich. Die richtige wirksame Dosis liegt oft nahe bei der tödlichen Menge. Daher sind Digitalis-Präparate verschreibungspflichtig.
Auch wenn der Fingerhut noch andere Inhaltsstoffe hat, es sind die Herzglykoside, die für die bekannteste Wirkung des Fingerhuts verantwortlich sind: Herzglykoside steigern die Leistungsfähigkeit des Herzens, in dem sie unter anderem das Schlagvolumen erhöhen und die Schlagfrequenz verlangsamen. Der Fingerhut besitzt Herzglykoside erster Ordnung. Herzglykoside zweiter Ordnung, die denen des Fingerhut ähnlich, sind, findet man bei Maiglöckchen und der Meerzwiebel.
Die chinesische Medizin kennt den Fingerhut aus ihrer eigenen Tradition nicht, kann ihn aber auf Basis der westlichen Phytotherapie in ihre Denkschemata einordnen. Der Geschmack des Fingerhuts ist bitter, seine Temperatureigenschaft ist wärmend. Er wird vor allem der Wandlungsphase Feuer (Herz) zugeordnet. Dazu kommen noch die Wandlungsphase Wasser (Niere) und Erde (Verdauung). Diese drei Wandlungsphasen bilden eine Achse von Yang über die Erde zum Yin und umgekehrt. Der Fingerhut hat in dieser Achse seinen Platz.
Die Wirkung des Fingerhuts in der Wandlungsphase Feuer ist der westlichen Indikation ganz ähnlich. Auch die chinesische Medizin sieht die Stärkung des Herzens im Vordergrund. Zur rein physischen Stärkung des Herzmuskels kommen noch Linderung von Schlafstörungen und Klärung des Geistes dazu. Der Geist ist in der chinesischen Medizin im Herz beheimatet. Ein schwaches Herz kann den Geist nicht halten, kann ihn nicht erden, so dass er ruhelos werden kann.
Die Stärkung des Herzens geht auch über die Wandlungsphasen Erde und Wasser. Die Wandlungsphase Mitte hat eine Verbindung von Magen zum Herzen. Übelkeit und Angstzustände können vom Magen aus das Herz beeinflussen. Ähnliches gibt es auch in der westlichen Schulmedizin beim Roemheldt-Syndrom: Das Herz wird vom Magen und Darm aus bedrängt und gequetscht. Es kommt zu Herzklopfen und Unruhezuständen. Fingerhut stärkt und klärt in der Wandlungsphase Erde, so dass das Herz positiv beeinflusst wird. Auch in der Wandlungsphase Wasser geht es um Angstzustände und Daseinsängste. Neben einem schwachen Herzen ist es auch eine schwache Niere, die hierfür verantwortlich ist. Fingerhut stärkt hier die Herzkraft, in dem er in der Wandlungsphase Wasser die Basis, also das Yin, kräftigt. Außerdem wird die Ausscheidung angeregt, was hilfreich für das Herz ist, weil es weniger zu pumpen hat bzw. gegen weniger Widerstand pumpen muss.
Bildquellen
Titelbild Heilpflanzenarchiv: Adobe Stock – chamillew
alle Heilpflanzen und sonstigen Bilder: Thomas Spies