TEM – Traditionelle Europäische Medizin
Zurück zu unseren Wurzeln, das ist der Blick auf die europäische Heilkunst,
die sich seit ca. 500 v. Chr. direkt vor unserer Haustür entwickelt hat.
Wir haben tatsächlich eine eigene Medizintradition bzw. Medizintraditionen auf dem europäischen Kontinent. Diese „alte“ TEM liefert verblüffend zeitgemäße Antworten auf heutige Fragen der Gesundheitspflege und Lebensführung: ganzheitlich mit der Trias „Körper, Geist und Seele“. Und ganz individuell, weil jeder Mensch einzigartig ist und daher eine individuelle Behandlung benötigt.
Bekannte Vertreter der TEM:
Hippokrates von Kos (ca. 460 – 370 v. Chr.)
… auf ihn geht die Vier-Säfte-Lehre (Humoralmedizin) zurück, bis ins 18. Jahrhundert die „offizielle“ Medizin
Galenos von Pergamon (129 – 199 n. Chr.)
… entwickelt die Säftelehre weiter und führt die Temperamente ein: Sanguiniker:in, Choleriker:in, Melancholiker:in, Phlegmatiker:in
Ibn Sina/Avicenna (980-1037 n. Chr.)
… Autor des Kanons der Medizin, ein Standardwerk bis ins 18. Jahrhundert, steht für den arabischen Einfluss auf die TEM
Hildegard von Bingen (1098 – 1179)
… Vertreterin der Klostermedizin, ihre Themen sind unter anderem Kräuterheilkunde und Astrologie
Sebastian Kneipp (1821-1898)
… Wasserbehandlung (Hydrotherapie) und Ordnungstherapie (Bewegung, Ernährung, Kräuter)
Die großen „Vier“ der TEM
Vier Elemente: Luft, Feuer, Erde, Wasser
Vier Säfte: Sanguis (Blut), Cholera (Gelbgalle),
Melancholera (Schwarzgalle), Phlegma (Schleim)
Vier Temperamente: sanguinisch, cholerisch, melancholisch, phlegmatisch
Die großen Vier sind selten einzeln anzutreffen. Bei den Temperamenten kennen wir es, wenn bei bestimmten Menschen ein einzelnes Temperament vorherrscht und wir von einer Cholerikerin oder einem Phlegmatiker sprechen. Aber meistens ist eine Mischung von zwei bis drei Temperamenten vorhanden.
Die TEM ist …
…funktionsorientiert
Auch wenn die TEM von Organen oder Körpersäften spricht, meint sie nie (nur) das anatomische Gegenstück. Vielmehr geht es ihr um Funktionsprinzipien.
… ganzheitlich
Alles hängt mit allem zusammen. Der Mensch als Ganzes wird in den Blick genommen. Einzelne Faktoren wie sich wiederholende Abläufe (Verdauung, Kreislauf, etc.) oder Krankheitssymptome und die Reaktion darauf können nicht isoliert voneinander betrachtet werden, weil sie miteinander vernetzt sind. Diesem ganzheitlichen Prinzip folgt die TEM auch im therapeutischen Vorgehen.
… individuell
Es geht der TEM nicht nur um gendergerechte Medizin. Vielmehr ist die Einzigartigkeit jedes Menschen die Grundlage für die TEM. Das fängt bei der persönlichen „Mischung“ der Säfte an und geht bis zur konkreten Lebenssituation. Deshalb ist nicht nur das Erscheinungsbild einer Krankheit individuell, sondern auch die therapeutischen Maßnahmen.
…energetisch
Wärme und Feuchtigkeit sind die grundlegenden energetischen Prinzipien der TEM. Sie kommen immer gemeinsam vor, allerdings in unterschiedlichen Abstufungen und Mischungen. Sie sind aufeinander angewiesen und beeinflussen sich gegenseitig, ähnlich wie Yin und Yang in der TCM.
Ziel der TEM ist es, ein harmonisches Miteinander zu ermöglichen. Wenn es zu kalt ist, füge Wärme hinzu; kühle, wenn es zu heiß ist. Ausgleich schaffen lautet die Devise. Und das am Besten nicht erst, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Es geht vor allem um Prävention, Erhaltung der Gesundheit und Förderung der Selbstheilungskräfte.
Bildquellen
Titelbild TEM: © Naturheilpraxis Thomas Spies
TEM-Icon: Kosima Parmeggiani-Rihani