
Wermut – Artemisia absinthium



Der Wermut stammt aus den gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel. Das Heilkraut hat eine auffallende grau-grüne Färbung und duftet intensiv. Es kann bis 150 cm oder höher werden und blüht mit kleinen, gelben Köpfchen in den Sommermonaten. Schon in der Antike wurde der Wermut als Heilpflanze genutzt. Bei den griechischen Göttern war er der Göttin Artemis, der Jagdgöttin, geweiht. Von ihr stammt der botanische Name „Artemisia“. Auch im Mittelalter wurde der Wermut als Heilpflanze geschätzt und u.a. von Hildegard von Bingen als Magenstärkungsmittel beschrieben. Andere Bezeichnungen sind beispielsweise Absinth, Heilbitter, Wurmkraut oder Magenkraut.
Wermut sticht durch seine Bitterkeit aus dem Reigen der Heilkräuter hervor und er wärmt. Damit passt er gut in die kalte Jahreszeit, vor allem wenn es dunkel und feucht ist. Ein alter Spruch lautet: „Wermut tut bei Schwermut gut“. Der bittere Geschmack des Wermuts ist wie alle bitteren Kräuter ein Hinweis auf seine Wirkung auf Leber und Galle. Wermut regt den Gallefluss an und löst Blockaden wie Krämpfe oder Blähungen. Er fördert den Appetit und die gesamte Verdauungstätigkeit. Die Bitterkeit trocknet Feuchtigkeit, die Wärme vertreibt Kälte aus Magen und Darm. Eine gut funktionierende Verdauung ist die Basis für genügend Energie. Wermut stärkt daher nicht nur die Verdauung, sondern allgemein den ganzen Menschen. Wärme und Energie sorgen selbst an nebligen Tagen für eine bessere Stimmung und Leichtigkeit.
Im 19. Jahrhundert wurde die stimmungsaufhellende Wirkung des Wermut noch stärker betont und als euphorisierend, ja sogar aphrodisierend hochstilisiert. Das alkoholische Getränk Absinth, das aus Wermut und anderen Kräutern besteht, entwickelte es sich zu einem Modegetränk. Prominente Vertreter der Absinth-Konsumenten sind Künstler wie z.B. die Maler van Gogh und Toulouse-Lautrec. Ziemlich schnell stellte sich aber heraus, dass die grüne Fee, wie Absinth auch genannt wird, schwerwiegende Nebenwirkungen haben kann. Das ätherische Öl des Wermuts, dass Thujon, kann in hoher Konzentration das zentrale Nervensystem angreifen und Schwindel sowie Wahnvorstellungen verursachen. Aus heutiger Sicht war es vermutlich nicht das Thujon alleine, das zu einem körperlichen und geistigen Verfall seiner Konsumenten führte.
Trotzdem, auch wenn Absinth heute nicht mehr verboten ist, sollte man es nur in Maßen genießen. Auch bei der Einnahme von Wermuttee oder -tinktur ist die Regel einzuhalten, nach der ein Heilkraut nicht länger als sechs Wochen verabreicht werden soll. Danach sollte man erstmal pausieren. Während der Schwangerschaft ist Wermut generell verboten und auch bei Magen- und Darmgeschwüren ist Wermut kontraindiziert.
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Titelbild Heilpflanzenarchiv: Adobe Stock – chamillew
alle Heilpflanzen und sonstigen Bilder: Thomas Spies