Holunder – Sambucus nigra
Der Holunder ist ein Strauch, der mehrere Meter hoch werden kann und in ganz Europa und Asien verbreitet ist. Im Frühjahr trägt er duftende Blütendolden, aus denen bis zum Herbst dunkelblaue bis schwarze Früchte hervorgehen. Der Holunder galt in früheren Jahrhunderten als heilig und wurde als Schutz in die Nähe von Wohnhäuser und Stallungen gepflanzt. Eine Verbindung von Holunder zur germanischen Göttin Holda (bzw. Frau Holle) wird ebenso diskutiert wie eine Herleitung des Namens Holunder von „holatar“, was soviel wie hohler Baum bedeutet. Das Mark des Holunderholzes lässt sich leicht herausdrücken. Aus den so gewonnenen hohlen Zweigen und Ästen wurden Blasrohre und Musikinstrumente hergestellt. Mit einem Blasrohr lässt sich auch ein Feuer anfachen, was eine weitere Herleitung zulässt, nämlich von dem angelsächsischen Wort „elder“ (= Feuer). Der Holunder hat noch viele andere Namen und wird auch Holderbusch, Flieder und Schwitztee genannt.
In der chinesischen Medizin hat der Holunder sowohl mit Yin als auch mit Yang zu tun. Die cremeweißen Blütendolden im Frühjahr sind eher der Yangseite zuzuordnen. Sie öffnen die Poren und wirken schweißtreibend. Dadurch werden aus chinesischer Sicht die durch die Krankheitserreger blockierten Poren befreit und die Erreger aus dem Körper getrieben. Außerdem lösen die Blüten Schleim und verbessern die Bronchialsekretion. Die Holunderblüten werden in Form von Tee oder Blütensirup eingenommen. Gerne werden dem Tee auch Lindenblüten beigemischt, die ebenfalls zum Schwitzen bringen. Verstärken lässt sich die wärmende und schweißtreibende Wirkung mit einem warmen Holunderblütenbad, zu dem man den Tee trinkt.
Die Yinseite des Holunders zeigt sich im Spätsommer/Herbst, wenn die schwarzen und vitaminreichen Früchte reif sind. Von dem Verzehr roher Früchte ist abzuraten. Sie schmecken herb, eher unangenehm, und können zu Brechreiz sowie Durchfall führen, da sie schwach giftig sind. In gekochter Form allerdings entfalten sie ihre wohltuende Wirkung – und schmecken auch sehr gut! Als heißer Fliederbeersaft beispielsweise oder als eingekochtes Fruchtmus sind die Holunderfrüchte eine wohlschmeckende Medizin zur Vorbeugung und bei bereits akuten Erkältungskrankheiten. Sie stärken die Abwehrkraft und wirken antiviral. Die stärkende Kraft des Holunders beschränkt sich nicht nur auf das Immunsystem. Auch auf Nerven- und Blutsystem wirkt der Holunder aufbauend und nährend. Er hat zudem eine schmerzlindernde Komponente, die sich bei Nervenschmerzen und Nervenentzündungen zeigt. Mehr aus geschmacklichen denn aus medizinischen Gründen möchte ich auf die Möglichkeit hinweisen, den Holunder auch in der Küche zu verarbeiten. Sehr lecker sind beispielsweise die „Hollerküchle“: ausgebackene Blütendolden. Der Saft bzw. das Fruchtmus lässt sich zu Gelee oder Marmelade verarbeiten.