Johanniskraut – Hypericum perforatum
Weltweit gibt es über 300 Arten von Johanniskraut, davon neun in Europa einheimische. Seit alters her als Heilpflanze bekannt und genutzt wird hingegen nur eine Art, das Echte Johanniskraut, das im allgemeinen Sprachgebrauch einfach Johanniskraut genannt wird. Weitere Namen für diese Heilpflanze sind (Tüpfel-) Hartheu, Blutkraut und Wundkraut. Wenn man seine Blüten gegen das Licht hält, erkennt man kleine schwarze Punke, die die Blüten wie perforiert – daher der botanische Name perforatum, also durchlöchert – erscheinen lassen. Diese Pünktchen sind Drüsen, die ein Sekret enthalten, das beim Zerreiben die Finger rot färbt. Dieser Farbstoff, das Hypericin, ist einer der medizinisch wichtigen Inhaltsstoffe des Johanniskrauts. Die Blätter sind an ihren Rändern ebenfalls mit diesen schwarzen Drüsen ausgestattet. Das Johanniskraut wird traditionell gegen leichte Depressionen, wie sie beispielsweise in den lichtarmen Wintermonaten vorkommen, eingesetzt. Es wirkt wie eine innerliche Lichttherapie und befähigt den Körper, das zur Verfügung stehende Licht besser aufzunehmen. Infolgedessen vermag das Tüpfelhartheu die Stimmung aufzuhellen sowie nervöse Unruhe, Angst und Erschöpfung zu mildern. Wegen der erhöhten Photosensibilisierung sollte während einer Behandlung mit Johanniskraut starke Sonnenbestrahlung gerade von hellhäutigeren Menschen vermieden werden.
In der Sprache der chinesischen Medizin wirkt das Johanniskraut auf die Feuer-Wasser-Achse (damit sind die jeweiligen Wandlungsphasen Feuer und Wasser gemeint), vor allem deren Yin-Organe Herz und Nieren. Auf unterschiedliche Art sind Herz und Nieren mit Geist und Seele, mit Gefühlen und Nervenkostüm verbunden und bestimmen sowohl die jeweilige Ausgangslage als auch auf die jeweilige Ausprägung. Grundlage dafür ist das vorhandene Energiereservoir im Sinne von Yin und Yang. Johanniskraut kann das Yin von Herz und Nieren stärken und dadurch zur Beruhigung von Geist und Seele beitragen.
Dies trifft auch für die körperliche Grenze, die Haut, zu. Dort hat Johanniskraut, oft in Form von Johanniskraut-Rotöl oder Auflagen mit Abkochungen, ebenfalls einen beruhigenden bzw. heilenden Effekt bei vielen Arten von Hautverletzungen, wie Sonnenbrand oder Wunden, und Hautentzündungen, beispielsweise Neurodermitis. Neben der kräftigenden Wirkung auf das Yin steuert das Johanniskraut auch etwas zum Yang bzw. zum Qi bei. Vor allem in den Wandlungsphasen Holz und Erde löst es Qi-Stauungen und bringt das Qi in Bewegung. Krämpfe werden durch Johanniskraut gelöst und Schmerzen gelindert. Dies gilt ebenso für Muskelschmerzen und Prellungen. Daneben fördert Johanniskraut auch die Durchblutung, was sich positiv auf Ohrenschmerzen und Neuralgien auswirkt. Wie bei allen Heilpflanzen gilt auch für das Johanniskraut, dass viel nicht unbedingt viel hilft. Über Dosierung und Dauer der Anwendung daher bitte immer Rücksprache mit ausgebildetem Fachpersonal halten.