Scharbockskraut – Ranunculus Ficaria
Aus der Familie der Hahnenfußgewächse stammt das Scharbockskraut, das in Europa heimisch ist. Es ist einer der frühesten Blühpflanzen im Jahr, das sich bereits im März mit gelben, glänzenden Blüten schmückt. Der Name Scharbock ist ein Synonym für Skorbut, der Vitamin-Mangelkrankheit, gegen die das Scharbockskraut in früheren Zeiten gegessen wurde. Das Scharbockskraut, auch Feigwurz genannt, hat tatsächlich eine nicht unerhebliche Menge an Vitamin C in den sattgrünen, glänzenden Blättern. Es enthält wie viele Hahnenfußgewächse Giftstoffe (z.B. Protoanemonin), die vor der Blütezeit nur in niedriger Dosierung, mit der Blüte aber in erheblichem Maße entwickelt werden. Scharbockskraut sollte daher nur vor dem Erscheinen der Blüten gesammelt werden. Gegessen darf es nur in geringen Mengen und nach Rücksprache mit einem Fachmann, da es sonst die Schleimhäute reizen und andere Vergiftungszeichen wie Übelkeit und Erbrechen hervorrufen kann. Wenn man das Kraut trocknet, verliert sich zwar die Giftigkeit, allerdings auch der Vitamin-C-Gehalt.
Der Geschmack des Scharbockskrauts ist herb und leicht scharf, ungefähr eine Mischung von Löwenzahn und Kresse. Unter Gesichtspunkten der chinesischen Medizin hat das Kraut ein kühlendes Temperaturverhalten. Es gehört als Frühjahrsblüher zur Wandlungsphase Holz, hat aber auch Berührungspunkte zur Wandlungsphase Metall. Im Holz wird die Leber vom Scharbockskraut beeinflusst. Es kühlt und wirkt so auf das Leber-Yin, vor allem das Leber-Blut. Wie andere Frühlingskräuter, Gänseblümchen, Brunnenkresse, Brennnessel u.a., wird es traditionell als Blutreinigungsmittel gebraucht. Das kann in Form eines Wildkräutersalats, einer Kräutersuppe oder als Tee geschehen. Der Frühling, die Jahreszeit der Leber bzw. der Wandlungsphase Holz, steht dafür, dass das Leben wieder in Bewegung kommt. Die Leber hat besonders in dieser Jahreszeit die Aufgabe, für einen freien und harmonischen Qi-Fluss zu sorgen. Wenn das Qi nicht frei fließen kann, können sich typische Frühjahrs-Phänomene wie Trägheit, Erschöpfung oder auch Kopfschmerzen zeigen. Die Frühlingskräuter, die sich beginnend mit dem Scharbockskraut zeigen, sind genau dagegen gewachsen.
Eine weitere Eigenschaft des Scharbockskrauts ist sein hoher Gehalt an Vitamin C, das bei uns gleichbedeutend mit „gut für das Immunsystem“ steht. Die chinesische Medizin sieht das etwas anders, da Pflanzen bzw. Früchte, die viel Vitamin C beinhalten wie beispielsweise die Zitrusfrüchte, oftmals kalt sind. Sie können daher die Abwehrenergie sogar reduzieren, weil sie die Mitte in ihrer Transformationsaufgabe und Energieproduktion behindern bzw. dermaßen schwächen, dass für die Abwehrtruppe kaum mehr Energie übrigbleibt. Doch zurück zum Scharbockskraut: Auch hier ist der kühlende Charakter vorherrschend. Allerdings wird es, wie viele Kräuter, nicht in großen Mengen und zusammen mit anderen Kräutern/Zutaten gegessen, so dass die Kälte nicht dominierend sein muss. Wichtiger als die Kühle scheint mir aber der krautige, herbe Geschmack zu sein, der wie der bittere Geschmack die Mitte auf Touren bringt. Qi, und damit auch das Abwehr-Qi, kann dadurch in genügendem Maße zur Verfügung gestellt und in Bewegung gebracht werden.