Vogelmiere - Stellaria media
Die Vogelmiere habe ich erst spät unter diesem Namen kennengelernt. Als Kind war sie mir als Hühnersenf geläufig, eine niedrige, kleinblättrige Pflanze zwischen den Rebstöcken. Hühnerdarm oder Hühnerscherbe sind weitere Bezeichnungen dieses Krauts. Im Weinbau schätzt man sie heute als guter Bodendecker, der die Biodiversität fördert und die Austrocknung des Bodens verringert.
Die Vogelmiere ist eine der ersten Frühlingspflanzen, die schnell wächst und sich gerne ausbreitet. Je nach Standort wächst sie sogar den ganzen Winter über. Sie wird oft als Unkraut abgetan, dabei ist sie viel mehr als das. Beispielsweise lässt sich der Tagesbedarf an Vitamin C bereits mit 50 g Vogelmiere decken. Auch bei anderen Vitaminen und bei Mineralstoffen wie Calcium, Kalium, Magnesium und Kieselsäure ist die Vogelmiere vorne mit dabei. Alles in allem ist die Vogelmiere ein Kraut, das sich gerade jetzt im Frühjahr bestens nutzen lässt, um den Stoffwechsel in Schwung zu bringen und das Immunsystem zu kräftigen.
Laut Pfarrer Kneipp, der als Vertreter der TEM (Traditionelle Europäische Medizin) die Vogelmiere zur Heilpflanze kürte, ist sie ein „Lungenkraut“, das die Lunge stärkt und vorhandenen Schleim sowie Husten löst. Durch ihre anregende Wirkung auf den Stoffwechsel und ihre entzündungshemmende Qualität kann sie bei verschieden rheumatischen Beschwerden eingesetzt werden, beispielsweise mit einem Wickel aus Vogelmierenkraut. So ein Wickel ist auch toll für die Leber, gerade im Frühling und im Zuge einer Frühjahrskur. Haut und Augen profieren gleichfalls von der Vogelmiere, mit innerlicher und äußerlicher Anwendung. Die chinesische Medizintradition ordnet die Vogelmiere ebenfalls diesen Beschwerdebildern zu und beschreibt ihre Wirkung als kühlend und yin-stärkend.
Vogelmiere lässt sich gut zu Saft pressen oder als Tee aufgießen. Oder noch einfacher: selbst ernten. Einmal ausgesät hat man das ganze Jahr über frisches und gesundes Grün, das sich auch in Töpfen wohlfühlt. Geerntet wird das ganze Kraut, inklusive Blüten. So passt die Vogelmiere prima in den Salat, gerne auch mit anderen (Wild-)Kräutern. Sie lässt sich auch als Gemüse zubereiten (wie Spinat), in ein Pesto verwandeln oder in eine grüne Suppe.
Noch ein Hinweis zum Sammeln und Ernten der Vogelmiere: Wegen der ähnlichen Blätter besteht Verwechslungsgefahr mit dem leicht giftigen Ackergauchheil. Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal ist die Blüte, die bei der Vogelmiere weiß ist und beim Ackergauchheil orange. Wie bei allen (Heil-)Pflanzen ist es immer von Vorteil, sich auszukennen oder um Rat zu fragen, damit der Ausflug in die Welt der Heilpflanzen und Wildkräuter gesund bleibt.