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Kirsche – Prunus avium
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Kirschblueten
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Die Wildform der Kirsche, die Vogel-Kirsche, war Baum des Jahres 2010. Die kultivierten Formen, Knorpelkirsche und Herzkirsche, werden im allgemeinen Sprachgebrauch als Süßkirschen bezeichnet. Sie gehören zur Familie der Rosengewächse und werden um die 20 Meter hoch. Die Kirschen blühen von April bis Mai, je nach Baum und Lage können es bis zu einer Million Blüten sein. Die Früchte reifen sortenabhängig in den Sommermonaten. Die Kirsche wurde bereits in der Steinzeit genutzt. Der römische Senator und Feldherr Lucullus (117 -56 v. Chr.) soll sie aus Kleinasien nach Europa importiert haben, wo sie im großen Stil bis heute angebaut wird.

Die Kirschenfrüchte schmecken süß-sauer und werden von den traditionellen Medizintraditionen (TCM und TEM) als wärmend eingestuft. Sie werden roh gegessen, als Saft oder Sirup getrunken sowie in Alkohol eingelegt eingenommen. Nach TCM und TEM liegt ihr therapeutischer Nutzen in der Unterstützung der „Mitte“. Dieser große Bereich ist zuständig für die Bearbeitung und Umwandlung von allem, was wir zu uns nehmen. Kirschen bringen Wärme mit, die für den Verdauungsprozess notwendig ist – die TEM spricht hier von „Kochung“. Mit ihrem Geschmack stärken sie laut TCM das Qi der Mitte (süß) und das Qi der Leber (sauer). Wenn in diesen beiden Bereichen alles rund läuft, dann ist die Umwandlung der Nahrung in Qi und Blut (TCM) bzw. in die Körpersäfte (TEM) gewährleistet. Die Kirsche wird somit zum „Jungbrunnen für neue Lebenskraft und Vitalität“ wie es in der Laudatio zum Baum des Jahres 2010 heißt.

Kirschen können gegen Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden eingesetzt werden. Sie fördern die Blutqualität und wirken sich deshalb günstig auf Beschwerden wie Erschöpfung, Herzklopfen und Trockenheit von Haut sowie Schleimhäuten aus. Bei rheumatischen Beschwerden können Kirschen ebenfalls helfen. Sie vertreiben, in der TCM-Sprache, durch ihren wärmenden Charakter und ihren guten Einfluss auf die Mitte Kälte und Feuchtigkeit. Damit unterstützen sie die Funktionen der Muskeln und Gelenkes und sorgen somit für mehr Beweglichkeit und Vitalität.

Gibt es etwas Nachteiliges zu den Kirschen zu sagen? Es gibt ein Gebot von alters her, keine rohen Kirschen zusammen mit Wasser zu sich zu nehmen, weil die Gefahr von Magen-Darm-Koliken besteht. Hildegard von Bingen war nicht gänzlich von den Kirschen überzeugt. Sie wusste, dass nicht alle die (rohen) Kirschen gut vertragen. Vielleicht hängt das auch mit der wärmenden Wirkung von Kirschen zusammen. Bei Problemen, die mit Wärme/Hitze zu tun haben, ist Vorsicht geboten, um nicht die Hitze-Problematik zu verstärken.

Bildquellen

 

Titelbild Heilpflanzenarchiv: Adobe Stock – chamillew

alle Heilpflanzen und sonstigen Bilder: Thomas Spies