Rucola/Rauke – Eruca sativa/Diplotaxis tenuifolia
Rucola ist seit einigen Jahren in aller Munde, seit wir in Mitteleuropa die mediterrane Küche entdeckt haben. Hier bei uns findet man Rucola bzw. die Rauke, so der deutsche Name, wildwachsend am Wegesrand fast das ganze Jahr über. Von Mai bis September blüht sie mit kleinen gelben Blüten; ansonsten prägen die gezackten länglichen Blätter ihre Erscheinung. Botanisch gesehen werden mit Rucola zwei Pflanzenarten bezeichnet: einmal die Rauke (oder Senfrauke) – Eruca sativa. Die zweite Pflanzenart heißt eigentlich Schmalblättriger Doppelsame (Diplotaxis tenuifolia). Ihre Blätter sind etwas kleiner, dafür ist ihr Geschmack intensiver. Beide Pflanzen stammen wohl aus dem Mittelmeerraum, wobei die Rauke auch bei den Germanen schon bekannt und genutzt wurde. Der Doppelsame ist heutzutage meistens das, was auf dem Markt oder im Laden als Rucola angeboten wird. Die Bezeichnung Rucola kommt aus der Toskana und hat sich in Deutschland eingebürgert. Der Einfachheit halber wird in dieser kleinen Abhandlung der Begriff Rucola für Rauke und Doppelsame synonym gebraucht.
Der Geschmack von Rucola ist scharf und bitter. Die Blätter sollten vor der Blüte geerntet werden, da die Bitterkeit sich mit fortschreitender Blüte verstärkt. Neben dem Genuss und der vielfältigen Anwendung in der Küche besitzt der Rucola wie jedes Lebensmittel auch eine medizinische Wirkung. In einem medizinischen Klassiker der TCM heißt es: Erst wenn die Ernährungstherapie keine Heilung bringt, sind Arzneimittel einzusetzen („Rezepturen, die tausend Goldstücke wert sind“ von Sun Simo, um 650 n. Chr.). Dieser Satz macht deutlich, welchen Stellenwert die Diätetik (Ernährungstherapie) in der chinesischen Medizin hat. Außerdem soll er veranschaulichen, warum es in diesem Monat unter der Rubrik „Heilpflanzen“ um eine Salatpflanze geht.
Aber zurück zur medizinischen Wirkung des Rucolas. Mit dem bitteren und scharfen Geschmack gehört Rucola zu den Wandlungsphasen Feuer und Metall. Das Scharfe öffnet die Oberfläche, das Bittere führt nach unten. Dazu kommt die kühlende Wirkung von Rucola. Zusammen kann dadurch zuviel Hitze gedämpft und ausgeleitet werden. In der Wandlungsphase Feuer profitiert davon das Herz. Obwohl es im Feuer beheimatet ist, das zuerst mit Yang-Kraft in Verbindung gebracht wird, hat das Herz auch einen Yin-Anteil, der nicht vernachlässigt werden darf. Herzklopfen, hoher Blutdruck, Kopfschmerzen, Schwindel und innere Unruhe können Zeichen von zuwenig Yin bzw. von zuviel Yang im Herzen sein. Rucola hilft, die Energie von oben nach unten zu führen, also von Yang zu Yin. In der chinesischen Medizin gibt es wie im deutschen Sprichwort eine Verbindung von Herz und Nieren (Wandlungsphase Feuer und Wasser). Entsprechend dieser Verbindung wirkt Rucola auch auf Niere bzw. Blase, zum Beispiel bei zuwenig Yin-Kraft der Niere oder zuviel Hitze in der Blase (Blasenentzündung). Rucola leitet diese Hitze aus und hilft gleichzeitig, das Yin zu stärken. Aus Sicht der westlichen Medizin sind es die Senfölglykoside, die für den scharfen Geschmack von Rucola und vieler Kressearten verantwortlich sind, die gegen Bakterien wirken und die Ausbreitung von Viren hemmen.
Bei aller positiven Wirkung, die Rucola hat, ist auch bei dieser Pflanze auf Menge und Verträglichkeit zu achten – gerade von Menschen mit einem empfindlichen Magen, der auf die Schärfe reagieren könnte. In der sommerlichen Jahreszeit kann die kühlende Pflanze vermehrt zum Einsatz kommen zusammen mit anderen grünen Salaten oder als Bestandteil vieler Rezepte der italienischen Küche.
Bildquellen
Titelbild Heilpflanzenarchiv: Adobe Stock – chamillew
alle Heilpflanzen und sonstigen Bilder: Thomas Spies