verschiedene Fläschchen mit Pflanzen in Flüssigkeiten für den Bereich "Heilpflanzen"
Weinrebe – Vitis vinifera
blaue Weintrauben mit Blatt
blaue Weintrauben
blaue Weintrauben am Stock

Die Weinrebe ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Ursprünglich aus Vorderasien stammend, wird ihr Anbau bis ins 6. Jahrtausend vor Christus zurückverfolgt. Von dort aus gelangte sie über den Mittelmeerraum nach Mitteleuropa. In Deutschland waren es die Römer, die den Weinanbau an Rhein und Mosel begründeten. Die Weinrebe ist ein rankender Strauch mit tiefreichender Wurzel, sie bevorzugt karge, steinige Böden und sonnige Hänge. Im Frühsommer blüht sie unscheinbar, doch aus den kleinen Rispenblüten entwickeln sich die prallen Früchte: grüne, gelbe, rote oder blaue Trauben.

Die Traube ist reich an Vitalstoffen. Sie enthält Fruchtzucker, Kalium, Eisen, wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide und Resveratrol sowie Vitamine, die das Herz-Kreislauf-System stärken und die Gefäße elastisch halten. In der westlichen Naturheilkunde nutzt man sie traditionell zur Blutbildung, zur Anregung der Verdauung und zur Unterstützung bei Erschöpfungszuständen. Besonders der Traubensaft gilt seit Hippokrates als kräftigend, nährend und reinigend.

In der Traditionellen Europäischen Medizin (TEM) ist die Traube eng mit der Lehre der Säfte verbunden. Ihr süßer Geschmack macht sie zu einem kräftigenden, aufbauenden Nahrungsmittel, das Blut und Gewebe nährt. Die leichte Säure der Traube unterstützt gleichzeitig die Reinigung: Sie regt die Ausleitung über Nieren und Haut an und wirkt so entlastend bei „Überhitzung“ oder Verschleimung. Trauben werden in der TEM daher sowohl bei Blutarmut als auch bei rheumatischen Beschwerden, Gicht oder übermäßiger „Feuchtigkeit“ in den Gelenken empfohlen. Rosinen und getrocknete Trauben nähren stärker und wirken tonisierend auf die Mitte, also auf Verdauung und Stoffwechsel.

Auch die chinesische Medizin kennt die Traube als süß-sauren, neutralen Träger von Yin-Kraft. Sie bringt Säfte hervor und wirkt wie ein Yin-Tonikum bei Trockenheit, Blutmangel und Erschöpfung nach langen Krankheiten oder Fieber. Besonders Leber, Niere und Blase profitieren: Die Traube fördert Blutbildung, stärkt die Substanz und unterstützt die Ausleitung. Bei Nierenproblemen, zu dunklem Urin oder auch erhöhten Harnsäurewerten kann sie Linderung verschaffen. Darüber hinaus gilt sie als Pflanze, die den Geist „Shen“ beruhigt: Blut- und Yin-Mangel, die sich in Herzklopfen, innerer Unruhe oder Nachtschweiß zeigen, können durch die Traube gemildert werden.

Ob frisch, als Saft oder getrocknet genossen – die Traube vereint Aufbau und Reinigung, Stärkung und Sanftheit. Sie nährt Blut und Gewebe, befeuchtet bei Trockenheit, klärt Hitze und unterstützt die Ausleitung. In TEM wie TCM gilt sie daher als Heil- und Lebensfrucht, die Körper und Seele gleichermaßen harmonisiert.

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Titelbild Heilpflanzenarchiv: Adobe Stock – chamillew

alle Heilpflanzen und sonstigen Bilder: Thomas Spies